Ma selbst hatte zu Beginn seines Vortrags angemerkt, dass er nur „unprofessionelle Sichtweisen einer unprofessionellen Person“ teilen wolle. „Meine Punkte mögen infantil, falsch oder lächerlich sein. Hört mir einfach zu, und wenn es keinen Sinn macht, vergesst es einfach.“ Doch Peking hat zugehört - und nicht vergessen. Ants Börsengang wurde abgesagt, Ma verschwand in der Versenkung.
Warum sich Ma zurückzog – aus eigenen Stücken oder auf Druck Pekings hin – ist dennoch nicht zweifelsfrei geklärt. Dem „Wall Street Journal“ zufolge stoppte Staatspräsident Xi Jinping den Ant-IPO persönlich. Danach berichtete „Wired“ unter Berufung auf Insider, dass sich Ma seitdem aus dem Rampenlicht hielt, auch, um für den Austausch mit den Behörden verfügbar zu sein. Angeblich hielt er sich dabei in Hangzhou auf – dem Ort, an dem er Alibaba kreierte.
Alibaba-Chef Ma ist zurück - und doch ist nichts mehr beim Alten
Jetzt ist Ma wieder da. Doch damit wird nichts zum Alten zurückkehren, sagen Kenner Chinas und des Tech-Sektors dort. Die Absage an Ants Börsengang war hier nur der Anfang. Denn Chinas Tech-Champions sind einfach zu groß und mächtig geworden. „Alibaba hat in China eine extreme Marktmacht mit einem Marktanteil im E-Commerce von rund 60 Prozent und hat diesen auch aggressiv ausgenutzt“, sagt Clemens Kustner, Leiter des Researchs bei dem auf China und Japan spezialisierten Vermögensverwalter ASPOMA.
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Wer profitierte von dieser Marktmacht? Vor allem ausländische Aktionäre, so Kustner. „Die chinesische Regierung ist scheinbar zum Schluss gekommen, dass diese Entwicklungen nicht mehr wirklich im ‚Interesse des chinesischen Volkes‘ ist“, erklärt der Profi. „Bei aller wirtschaftlichen Freiheit, die Unternehmen und Unternehmer in China genießen, gibt es hier Grenzen, die allen Akteuren bekannt sind.“
Das allein wäre schon ein Grund für Peking, einzuschreiten. Dann kam auch noch Mas donnernde Systemkritik dazu. Der Milliardär wusste, was er damit provoziert. Vor Ma verschwanden etwa der Investmentmogul Guo Guangchang, Textilmilliardär Zhou Chengjian und Ren Zhiqiang zeitweise, wie „Forbes“ Anfang Januar ausführlich darlegte. Der Fall Rens, der ein kritisches Essay über Chinas Regierung veröffentlicht hatte, endete mit dem Verlust seines Vermögens und einer Haftstrafte von 18 Jahren – wegen Bestechung und den Vorwürfen des „Machtmissbrauchs“.