Googles Chrome OS ist mittlerweile über 10 Jahre alt und über die Zeit so etwas wie eine offene Plattform geworden. Native Apps für das Notebook-Betriebssystem gibt es wenige, deswegen lässt Google andere Apps munter auf das System. Nach neuesten Berichten sind ab Herbst auch Windows-Apps darunter.
Das kündigt John Solomon, Vice President von Chrome OS, im Google-Cloud-Blog an; Parallels bestätigt die Zusammenarbeit. Windows-Apps kämen über die Virtualisierungs-Lösung Parallels auf Chrome OS, die dann nativ auf Googles Cloud-System läuft. Über den Parallels Remote Application Server war die Nutzung von Windows-Apps auf Chrome OS schon vorher möglich gewesen, aber weit weniger komfortabel als eine Virtualisierung.
Nach Android- und Linux- nun auch Windows-Apps
Bestätigt haben beide Unternehmen bereits die Portierung von Microsoft Office auf Chrome OS. Prinzipiell sind allerdings auch beliebige andere Windows-Apps über eine lauffähige Virtualisierung möglich. In wiefern Parallels das unterstüzt, verraten die beide Unternehmen zur Zeit noch nicht. Und was eigentlich Microsoft davon hält, ist auch noch nicht bekannt.
Spätestens mit der Integration von Windows-Apps via Parallels lässt sich eine Cross-Plattform-Strategie von Chrome OS nicht mehr leugnen. Nachdem Google 2016 zunächst Android-Apps über den Play Store auf Chrome OS zugelassen und beide Systeme damit ein Stück weit vereint hatte, kam vor gut einem Jahr die Unterstützung von Linux-Apps dazu.
Deren Installation ist zur Zeit noch den Nutzern überlassen. Sie müssen die Linux-Virtualisierung zunächst aktivieren und Apps dann über das Terminal von Hand installieren; eine grafische Nutzeroberfläche oder ein App-Store fehlen. In meinem Test mit dem Asus Chromebook Flip C436 funktionierte das für die meisten Linux-Apps allerdings erstaunlich gut. Sie hatten Zugriff auf das Dateisystem, ließen sich öffnen und schließen wie Android-Apps und wie ganz normale Apps an die App-Leiste anheften.
Chromebooks: Interessant mit schnelleren Core-Prozessoren
Dass hier kaum ein Unterschied festzustellen war, liegt allerdings auch an der Maschinerie des Asus Chromebook Flip C436. Mit einem Intel Core i5 der 10. Generation und 16 GB RAM ist das Notebook eher der Profiklasse zuzurechnen. Auf den sonstigen Einstiegsrechnern, die Chromebooks meistens sind, dürfte die Virtualisierung von Linux-Apps weit langsamer laufen.
Es ist schön, dass Google den NutzerInnen seiner Chromebooks immer bessere App-Möglichkeiten an die Hand gibt. Man stelle sich vor, bald ließen sich auch Apps wie Adobe Photoshop oder PC-Spiele auf einem Chromebook virtualisieren. Googles Notebooks würden gleich um einiges attraktiver.
In der Gunst der Nutzer steigen sie ohnehin – auch „dank“ der Corona-Krise und damit verbunden dem Trend zum Home Office. Solomon berichtet in seinem Blogpost von deutlich gestiegenen Verkaufszahlen von Chromebooks in den USA. Um 109 Prozent übers Jahr betrachtet, und um 155 Prozent im 1. Geschäftsqurtal 2020 im Vergleich zum 1. Quartal 2019.
Google könnte mehr tun
Das größte Potenzial an Chrome OS allerdings verkennt Google in meinen Augen nach wie vor. Und das ist schlicht die Qualität von Android-Apps, die mittlerweile seit 2016 auf moderneren Chromebooks lauffähig sind. So gibt es längst Apps wie Photoshop Express und MS Word für Chromebooks. Es sind Android-Apps, die einen deutlich geringeren Funktionsumfang haben als ihre Namensvetter auf Windows.
Und sie sind eindeutig nicht für Notebooks optimiert. Denkt dabei an Bestätigungs-Schaltflächen wie „Hier klicken“, die auf dem Smartphone über die ganze Breite des Bildschirms gehen. Auf dem viel größeren Chromebook-Bildschirm tun sie es auch; das Design ist völlig unförmig. Und sehr oft blinken Werbebanner in Apps, weil das bei Play-Store-Apps eben eine gute Einnahmequelle für die Entwickler ist. Auf seriöser anmutenden Desktop-Rechnern wirken sie völlig fehl am Platze.
Google müsste eigentlich nicht mehr tun, als Android-App-Entwicklern die Möglichkeit von Chromebooks schmackhafter zu machen. Und sei es mit einer Sammlung von besonders unterstützten Exklusiv-Apps. Ein paar mehr Handgriffe, und aus einer Smartphone-App zaubert ein Entwickler eine Notebook-App. Viel bedarf es dessen nicht, aber für Google ist diese Möglichkeit ein blinder Fleck.
Sei es drum: Chromebooks steigen in der Gunst, sie werden technisch leistungsfähiger und auch für Privatkunden immer interessanter. Auf dem Weg zur Nummer 3 hinter Windows und macOS haben sie sogar gute Möglichkeiten, prominente Linux-Distributionen wie Ubuntu oder Mint hinter sich zu lassen. Für Nutzer wäre es toll, weitere, leistungsfähige Windows-Alternativen zu haben. Auch wenn Chrome OS bei der Anwendungsfreundlichkeit immer noch einige Prozentpunkte hinter Windows und macOS zurückliegt.
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