Könemann: "Außer Amazon hat keiner wirklich gewonnen"

Könemann: "Außer Amazon hat keiner wirklich gewonnen"

Dieser Text ist mit derart vielen Ungereimtheiten und Fehlannahmen gespickt, dass man gar nicht weiß, was man kommentieren soll. Ich versuch's trotzdem mal:1. Was soll die Heroisierung von "Big Michael" als Held der Branche - ich fand Herrn Buschs Äußerungen vorm Mitarbeiterkreis ausgesprochen peinlich. Gipfelnd darin, dass es ihm letztlich egal ist, ob die AfD von seiner Kampagne profitiert. Damit hat er die Anstrengungen des Börsenvereins eher in ein schlechtes Licht gerückt, als sie zu unterstützen. Vorsichtig ausgedrückt.2. "die kleine oder die mittlere Buchhandlung glaubt zumindest, profitiert zu haben." - Abgesehen davon, dass solche Verallgemeinerungen nie wirklich stimmen: Es ist ein Fakt, dass viele kleinere engagierte Buchhandlungen hervorragende Umsätze gemacht haben, und nicht nur als Strohfeuer. Für meine Buchhandlung kann ich sagen, dass wir in den letzten 12 Monaten eine große Zahl neuer KundInnen gewonnen haben. Das Feedback sagt uns, dass die Erfahrungen mit uns gute waren. Wir werden dafür sorgen, dass das nicht verpufft.3. Dass der Weg der Abholung ein umständlicher ist, stimmt ja so auch nicht. Wir haben im zweiten Lockdown zu 90 % Abholungen gehabt, trotz unseres Angebots der kostenlosen Lieferung. Weil die Menschen - und jetzt nach dem Lockdown mehr denn je, gerne zu uns kommen. Das ist für sie nicht "umständlicher", sondern ganz offensichtlich ein Gewinn. Weniger vergnüglich ist dagegen der Weg zum nächsten (oder übernächsten) Hermes-Abholshop. Wenn das Einkaufen vor Ort durch "umständlich" treffend charakterisiert wäre, könnten die Innenstädte tatsächlich die Bürgersteige hochklappen.4. Und nein: Die Pandemie wird nicht in "3-4 Monaten vorbei" sein. Wo kommt diese Idee denn her??5. "eine Buchhandlung braucht mehr Sortimentsbreite und Sortimentstiefe. Buchhandlungen müssen wieder Stöberplätze werden" - aha . . . welche denn jetzt genau? Meinen Sie mit "eine Buchhandlung" die Thalia-Filialen? Oder die kleineren Unabhängigen??6. "Der Lagerbestand im Boulevard muss drastisch erhöht werden. Damit wird die Lagerumschlagsgeschwindigkeit drastisch gesenkt." Im Ernst? Ist das eine betriebswirtschaftliche Empfehlung oder soll es eine Warnung sein?? Ich dachte immer, ein niedriger Bestand und eine hohe Drehzahl sei vorteilhaft . . .7. Jetzt wird's endgültig abenteuerlich: "Dafür braucht der Buchhandel längere Ziele und einen deutlich höheren Rabatt. Die 50 % Rabattgrenze muss der Vergangenheit angehören." Das ist ja schon eingelöst - leider nur bei sehr wenigen Marktteilnehmern. Und genau das gilt es jetzt einzufangen, denn die Preisbindung hat nur einen Sinn, wenn sie die Ladenpreise bindet UND die Konditionen begrenzt. Alles andere ist ein Freifahrtschein zur Marktkonzentration. Ihr Vorschlag würde zur Erosion der Preisbindung führen.8. "Jetzt ist wieder Michael Busch gefragt. Diesmal mit genauso schonungsloser Kritik am alten Konzept und mit der Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Dazu braucht er Unterstützung . . ." - Was heißt das denn nun? Soll Michael Busch den Buchmarkt retten? Oder sollen wir ihn unterstützen bei der Erarbeitung eines neuen Thalia-Konzepts? Ich glaube kaum, dass er da besonderen Wert drauf legt.Dieter Dausien, Buchladen am Freiheitsplatz, Hanau

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