Es ist Mitte März 2020. In Europa breitet sich das neuartige Coronavirus rasant aus. Argentinien meldet erst ein paar Dutzend bestätigte Fälle, doch dann steigen die Zahlen, vor allem auch im Nachbarland Brasilien. Provinzen werden abgeriegelt, Grenzen geschlossen, es gibt auf einmal Ausgangssperren. Traser gerät erstmals auf der Reise ernsthaft in Sorge. »Ich darf nicht mehr campen, mich nicht ohne Grund draußen aufhalten. Ich darf nicht mehr Radfahren.« Alles, woraus ihr Leben seit zwei Jahren besteht, ist nun verboten.
Die Regeln sind streng, das Militär überwacht ihre Einhaltung. Aber das Schlimmste: Erstmals seit langer Zeit erfährt Traser Vorbehalte und Ablehnung. Zuvor war ihr auf der ganzen Reisen nichts als Neugierde, Respekt, Gastfreundschaft entgegengebracht worden.
Auf Vancouver Island hatte sie eine Mandelentzündung bei Freunden von Menschen auskuriert, die sie in einem Park kennengelernt hatte. In Kolumbien hatten sie Wildfremde bei einer Panne in den nächsten Radladen begleitet. In Kalifornien hatte ihr jemand einen zerknüllten Zehn-Dollar-Schein ans parkende Rad gesteckt, als sie kurz im Supermarkt einkaufen war. Sie hatte zuvor einen Small Talk mit einem Obdachlosen gehalten. »Mein Gefühl sagt mir, dass er es war, der mich unterstützen wollte.«