Einige Monate später fuhren Männer auf schwarzen Motorrädern ohne Nummernschilder vor dem Haus vor, in dem Machado mit seiner Freundin und deren drei Kindern wohnte. Die Männer traten gegen die Türe, forderten, dass er herauskomme. Machado war nicht zu Hause. Noch am selben Nachmittag packten sie ihre Rucksäcke, um wegzuziehen. Doch als sie aufbrechen wollten, kamen die Männer zurück, so erzählt es Machado. Die Familie blieb im Haus, das Licht ausgeschaltet, hielt ganz still. »Wenn du rauskommst, erschießen sie dich«, sagt er, mit Tränen in den Augen.
Kriminelle Gruppen wie Paramilitärs füllen heute in Kolumbien das Machtvakuum, das die Farc-Guerilla seit dem Friedensvertrag 2016 hinterlassen hat – der Regierung gelingt es nicht, die ehemals von den Rebellen kontrollierten Gebiete zu sichern. Die Kriminellen kontrollieren den Drogenanbau, kassieren Schutzgelder, expandieren aber auch in Umweltkriminalität wie illegalen Bergbau. Ein Bericht der Nichtregierungsorganisation Pax offenbart auch Verbindungen zwischen Paramilitärs und Bergbaufirmen – zwei Firmen sollen demnach Todesschwadronen während des Konflikts in Kolumbien finanziell und logistisch unterstützt haben, damit diese Minenstandorte vor Guerillaangriffen schützen.
Die rechte paramilitärische Gruppe AGC, Autodefensa Gaitanista Colombia, hat Machados Heimatstadt mit ihrem Kürzel überzogen: Sie schrieben es an Mauern, auf Straßenschilder, eine Demonstration ihrer Stärke. Auch auf das Haus seiner Mutter schmierten sie ihre Graffiti – und verteilten Flyer, auf denen sie alle Umweltschützer zu »militärischen Zielen« erklärten. Ob sie eigenmächtig handeln oder in wessen Auftrag, bleibt unklar.
»Töten Sie sie, machen Sie sie fertig. Das ist mein Befehl«
Auf den Philippinen ist es der Staat selbst, der Umweltschützer bedroht – unter Präsident Rodrigo Duterte ermorden Polizei und Militär Regimekritiker und Aktivisten jeglicher Art, darunter auch indigene Gruppen, die ihr Land schützen wollen. Die Gewalt gegen Indigene ist weltweit verbreitet: Global Witness zufolge war mehr als ein Drittel aller ermordeten Umweltschützer zwischen 2015 und 2019 indigen.
Am 30. Dezember 2020 drangen Sicherheitskräfte früh morgens in das Gelände der Tumandok ein, einer Gemeinschaft auf der philippinischen Insel Panay. Polizisten und Soldaten töteten neun Anführer und nahmen 17 weitere fest. Auf Bildern sind blutgetränkte Fußböden zu sehen. Die Getöteten hätten sich der Polizei zufolge der Festnahme widersetzt und geschossen.