Die Liberalen verdanken ihr gutes Ergebnis bei der Landtagswahl in Niedersachsen den Leihstimmen CDU-naher Wähler. Zu diesem Ergebnis kommt die Forschungsgruppe Wahlen. Die CDU bleibt zwar stärkste Partei, hat aber zugunsten der FDP deutliche Verluste erlitten. Für etwa 80 Prozent der FDP-Wähler vom Sonntag - von denen sich 43 Prozent erst kurzfristig entschieden haben - heißt die bevorzugte Partei eigentlich CDU. Deswegen gehen die Gewinne bei der FDP auf deren Kosten. Dass die CDU dennoch stärkste Kraft bleibt, verdankt sie ihrem Spitzenkandidaten und der Beliebtheit der Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Der SPD hingegen macht ihr Kanzlerkandidat zu schaffen. 44 Prozent aller Befragten glauben, dass Peer Steinbrück seiner Partei bei der Wahl in Niedersachsen geschadet hat. Den Steinbrück-Effekt kann die Partei teilweise mit ihrer Arbeit in Niedersachsen ausgleichen, wo sie mit Personal und Programm heute erheblich besser dasteht als noch bei der Wahl 2008. Gleichzeitig profitiert die SPD von der Renaissance des rot-grünen Koalitionsmodells, das heute 46 Prozent der Befragten gut fänden. Dass Rot-Grün den Regierungsparteien so viele Stimmen abtrotzen konnte, liegt vor allem an der schwachen Meinung von der FDP als Regierungspartei.
Gleichzeitig meinen 53 Prozent, dass Philipp Rösler der FDP in Niedersachsen geschadet hat. Obwohl die Partei in den Landtag eingezogen ist, rechnen 54 Prozent damit, dass Rösler als FDP-Bundeschef bald abgelöst werden wird.
Während die CDU ein stabil hohes Ansehen hat, konnten die SPD und vor allem die Grünen Stimmen hinzugewinnen. Grund ist, dass die Bürger heute zufriedener mit Rot-Grün sind: Beim Top-Thema Bildung hat die SPD der CDU den Rang abgelaufen. 36 Prozent der Befragten halten die Sozialdemokraten da für kompetent, die CDU kommt nur auf 28 Prozent. Beim zweitwichtigsten Thema, dem Arbeitsmarkt, hat die SPD mit 32 Prozent ganz erheblich zur CDU (38 Prozent) aufgeholt.
McAllister gilt als der sympathischere Kandidat
In Sachen Glaubwürdigkeit und Sachverstand ist CDU-Amtsinhaber David McAllister für die meisten Bürger auf Augenhöhe mit SPD-Kandidat Stephan Weil. McAllister gilt aber als der sympathischere Kandidat. Zwar ist auch Weil beliebt, liegt aber letztlich klar hinter dem Amtsinhaber, den 50 Prozent weiterhin als Ministerpräsidenten möchten.
Die Grundlage für den CDU-Wahlerfolg legten einmal mehr die älteren Wähler: Bei den Über-60-Jährigen holt die CDU 41 Prozent, hat aber mit minus neun Prozentpunkten ungewöhnlich hohe Verluste. Die FDP schafft in der Generation 60 plus Zuwächse von drei Prozentpunkten und liegt mit 13 Prozent hier jetzt weit über ihrem Schnitt. Bei den 45- bis 59-Jährigen legen die Grünen stark zu, bei den unter 30-Jährigen kommen sie auf 18 Prozent. Die CDU verliert hier gleich sieben Punkte und rutscht mit 30 Prozent knapp hinter die SPD mit 31 Prozent. In fast allen anderen sozialen Gruppen fällt die Linke unter die Fünf-Prozent-Marke. Die Piraten haben nach Meinung von fast 80 Prozent ihre beste Zeit hinter sich.