Jetzt muss ich mal ganz unbedarft – da nicht professionell mit Werbung befasst aber insofern vielleicht mit der Unvoreingenommenheit eines unbefangenen “Konsumenten” – dagegenhalten. Ich finde die Kampagne witzig. Die Grafik finde ich durchaus prägnant und stimmig, ob die Buchstaben richtig gesetzt sind, kann ich nicht beurteilen, das scheint mir aber auch nicht völlig desaströs zu sein. Das grelle Gelb kennen wir von Opel, das trägt man jetzt wohl so, aber als Variation der Landesfarben finde ich das zumindest prägnanter als das vorherige Eierschalvanillegelb der Außer-Hochdeutsch-Kampagne.
Nun aber: The Länd. Es gab vor einigen Jahren einen interessanten, utopischen und sehr geistreichen Wettbewerbsbeitrag zur Entwicklung des Berliner Tempelhof-Areals mit dem Titel “The Berg”, der dort einen veritablen alpinen Berg vorsah. Daran erinnert mich das, und deswegen kann ich es in dieser Ironie annehmen und auch sympathisch finden. Ich gehe davon aus, dass so eine Kampagne von den Menschen in BaWü ausgehen muss, von diesen getragen werden muss und dann ins Ausland gebracht wird. Und wenn die Baden-Württemberger voller Überzeugung mit dieser selbstironischen Art nach außen hin auftreten, halte ich das für durchaus bemerkenswert. Wobei mich übrigens überrascht, dass diese Kampagne primär auf die Werbung ausländischer Arbeitskräfte abzielen soll. Ich war immer davon ausgegangen, dass es bei solchen Imagekampagnen auch um die innerdeutsche Profilbildung und – ja – Konkurrenz geht. Zumindest in dem Zusammenhang finde ich das großartig. Wenn man Oettingers Denglisch und Kretschmanns Schwäbeln im Ohr hat, dann finde ich diese Selbstironie beachtlich. Und sie hat für mich eine Aussage, die sich auch in dem Video zeigt: Wir sehen uns weltoffen, sind dabei aber in unseren Traditionen verwurzelt, und aus dieser Mischung beziehen wir Identität.