Fast zehn Prozent in Niedersachsen, ein unerwarteter Wahlerfolg für die FDP - und nun das: Philipp Rösler hat angeblich seinen Rücktritt als FDP-Vorsitzender angeboten. Bei der Sitzung des Parteipräsidiums habe er vorgeschlagen, Fraktionschef Rainer Brüderle zum Spitzenmann im gemeinsamen Team für den Bundestagswahlkampf zu machen, berichten die Nachrichtenagenturen AFP, dpa und Reuters unter Berufung auf Kreise in Berlin.
Brüderle könne zudem den Vorsitz der Partei übernehmen. "Ich bin bereit, zur Seite zu treten, wenn Rainer Brüderle auch Bundesvorsitzender werden will", sagte Rösler dem Vernehmen nach. Am Morgen war Rösler erneut von mehreren Parteimitgliedern angegriffen worden.
Über die Gründe für das Rücktrittsangebot lässt sich zur Stunde nur spekulieren. Wahrscheinlich ist, dass Rösler seine Parteifreunde damit zur Geschlossenheit zwingen will. Die knapp zehn Prozent in Niedersachsen für die FDP kann Rösler getrost für sich verbuchen.
Mit seinem Angebot könnte Rösler auch einfach seinen Führungsanspruch unterstreichen und sowohl Parteivorsitz als auch die Spitzenkandidatur für sich beanspruchen. Mit einem vorgezogenen Parteitag, wie ihn viele Parteimitglieder und jetzt auch Rösler befürwortet, hätte er die Personaldebatte bis zur Bundestagwahl beendet. Die FDP-Spitze soll nach dpa-Informationen auf ihrer Sitzung einstimmig beschlossen haben, den bislang für Mai angesetzten Parteitag vorzuziehen.
Jetzt seinen Rücktritt anzubieten, kommt von seiten Röslers einer Art Vertrauensfrage gleich. Hätte er gehen wollen, wäre er schon gegangen. Jetzt müssen sich Röslers Gegner fragen, ob sie ihn in der Stunde seines größten Triumphes aus dem Amt kegeln wollen.