Als ich klein war, war der Gang zum Sparkassenschalter am Weltspartag für mich immer ein Highlight. Man konnte das Sparschwein vorbeibringen und aufs Sparbuch einzahlen, am Glücksrad drehen, bekam irgendwelche Werbegeschenke und ist stolz mit einem Knax-Heft unterm Arm wieder rausmarschiert.
Als wir Teenager waren, haben meine Eltern meiner Schwester und mir vertrauensvoll unsere Sparbücher übergeben – sie haben gedacht, wir würden verantwortungsbewusst damit umgehen. Was sie nicht bedacht hatten, war das im gleichen Jahr der erste H&M in unserer Stadt eröffnet hatte. Ab da landete immer wieder ein Teil unseres zuvor ersparten Geldes bei den Herren Hennes und Mauritz.
Bevor ich euch also davon erzähle, wie ich am besten Geld für eure Kinder anlegen könnt, kommt der Rat: Gebt ihnen das Geld nicht so früh. Am besten mit 18 – noch besser mit 38. Egal wie vertrauenswürdig sie euch angucken können.
Mit dem Sparbuch Geld verbrennen
Was vermutlich allen klar sein sollte: Mit dem Sparbuch kommt ihr nicht mehr weit. Ganz im Gegenteil: Ihr vernichtet dabei Geld. Mal angenommen, ihr findet noch ein Sparbuch, bei dem ihr 0,1 Prozent Zinsen bekommt. Wenn ihr euch vornehmt von Geburt eures Kindes bis zum 18. Lebensjahr jeden Monat durchschnittlich 25 Euro zu sparen, habt ihr insgesamt 5.400 Euro einbezahlt. Darauf erhaltet ihr satte 4,84 Euro Zinsen. Das reicht in München nicht einmal für einen Fahrschein bis zum nächstgelegenen See.
Manche werden sich an dieser Stelle vielleicht denken: Ist doch besser als nichts! Leider vergisst man dabei die jährliche Inflation. Allein im Mai gab es eine Inflation von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das heißt, während ihr vor einem Jahr 100 Euro für euren Wocheneinkauf gezahlt habt, sind es in diesem Jahr 102,50 Euro.
Rechnen wir jedoch mit einer etwas moderaten, durchschnittlichen Jahresinflation von 2 Prozent und ziehen diese jeweils von eurem Anlagebetrag ab, ergibt sich zur Volljährigkeit eures Nachkömmlings ein realer Wert von 3.784,28 Euro. Während ihr also denkt, ihr investiert, verbrennt ihr in Wirklichkeit Geld – und zwar nicht wenig!
Wenn ihr euch also schon die Mühe macht, regelmäßig einen Teil eures Einkommens für euer Kind beiseitezulegen, dann sollte es sich auch lohnen. Und das geht am besten mit Aktien bzw. ETFs.
Aktiendepots für Kinder
Viele Banken bieten kostenlose Kinder-Depots an, mit denen man im Namen der Kleinen investieren kann. Und kann sich extrem lohnen. Wer aktienversiert ist und gerne ein eigenes Depot mit erfolgsversprechenden Unternehmen zusammenstellen möchte, kann das dann tun. Wer keine Lust hat, Aktien zu analysieren und zu bewerten, setzt einfach auf die beliebten ETFS.
Dabei investiert man statt in einzelne Aktien in ganze Indizes – beispielsweise den DAX. Mit einem Invest von 25 Euro kaufe ich so regelmäßig einen kleinen Anteil von jedem der 30 Unternehmen, die im DAX enthalten sind. Ab Herbst sind es dann die 40 größten Unternehmen, da der DAX um 10 Unternehmen aus dem nächstgrößeren Index, dem M-DAX, erweitert wird.
Wer nicht auf den heimischen Markt setzen möchte – was angesichts einer breiteren Diversifikation sowieso anzuraten ist – kann in das beliebte Weltportfolio MSCI World investieren. Hierbei investiere ich mit meinen 25 Euro in über 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern.
Allein der weltweit größte ETF auf diesen Index hat seit seiner Auflage eine jährliche Rendite von 12,77 Prozent erwirtschaftet. (Hinweis: Keine Anlageempfehlung!) Setzt man also statt aufs Sparbuch auf einen ETF, können in 18 Jahren aus den 5.400 Euro sagenhafte 19.338,77 Euro entstehen. Um fair zu sein, müssen wir auch hier die Inflation abziehen. Mit einer jährlichen Inflation von 2 Prozent bleiben immer noch 13.540,22 Euro.
Genug Geld, damit sich Junior den Umzug in die nächste Unistadt selbst finanziert und euch mindestens vier Jahre lang jedes Wochenende besuchen kann. Oder eine einjährige Weltreise machen. Je nachdem, welche Vorstellung euch lieber ist.
So investiert ihr für euer Kind
Wie bereits oben beschrieben, könnt ihr bei vielen Anbietern ein kostenloses Depot eröffnen. Hierbei stellt sich die Frage, ob ihr es in eurem Namen oder im Namen des Kindes machen wollt. Beides hat Vor- und Nachteile. Aus steuerlichen Gründen ist es vorteilhafter, wenn euer Kind ein eigenes Depot hat. Denn dann kann es auch vom Sparerpauschbetrag und dem Steuerfreibetrag profitieren. Neugeborene in Deutschland werden ja nicht nur von der Verwandtschaft mit Karten begrüßt, sondern auch vom Finanzamt, mit einer eigenen Steuer-ID.
Aber natürlich gehört der Betrag zu 100 Prozent eurem Kind wenn es 18 ist – und es kann damit tun, was es möchte. Ich sage nur H&M...
Ist das Depot eröffnet, müsst ihr entscheiden, wie und womit ihr investieren wollt. Wichtig dabei: Nicht nur bei eurem eigenen Aktiendepot, sondern auch bei dem eures Kindes müsst ihr verstehen, was ihr tut. Nehmt also nicht gleich die riskantesten Papiere oder ETFs, bloß weil sie in letzter Zeit mit einer guten Rendite geglänzt haben, sondern informiert euch wirklich, was der ETF beinhaltet.
Dabei könnt ihr beispielsweise auch auf nachhaltige ETFs setzen, in denen keine Unternehmen aus zweifelhaften Branchen enthalten sind – oder solche die es mit Kinderarbeit und Menschenrechten nicht ganz so genau nehmen.
Und was ist mit Bafög?
Oft höre ich bei diesen Berechnungen dann die Sorge, dass das Kind dann vielleicht kein Bafög mehr beziehen kann, wenn es über zu viel Vermögen verfügt. Das Ziel kann aber kaum sein, dass euer Kind später auf Bafög angewiesen ist. Zur Not kann man den Spannbetrag in sinnvolle und benötigte Materialien fürs Studium investieren. Laut meiner investigativen Recherche hat es bislang noch niemals jemand bereut, zu viel Geld gespart zu haben.
Noch ein Tipp zum Abschluss: Die Kontonummer vom Verrechnungskonto, das mit dem Aktiendepot kommt, lässt sich auch wunderbar auf Babykarten drucken. Damit erspart ihr euch vielleicht den zehnten Babystrampler mit einem originellen „Frisch gepresst“-Aufdruck.
Margarethe Honisch ist Finanzbloggerin und Buchautorin. Auf ihrer Website Fortunalista und ihrem gleichnamigen Instagram-Account gibt sie Tipps rund um Altersvorsorge und Geldanlage. Für Business Insider schreibt sie die Kolumne „Aus Geld mehr machen“.