Seit einigen Jahren steht ein ungewöhnliches Fach auf Schweizer Stundenplänen: Unternehmensgründung. Schülerinnen und Schüler zwischen 16 und 20 Jahren sollen während eines Jahres ein Mini-Unternehmen führen. Betreut werden sie dabei von einer Lehrperson und einem «Wirtschaftspaten», einem unternehmerischen Berater.
200 Mini-Unternehmen im vergangenen Jahr
Die Idee des sogenannten «Company Programme» stammt vom Verein «Young Enterprise Switzerland». Das Ziel ist, dass junge Menschen ihr unternehmerisches Potential entdecken. Allein im vergangenen Jahr wurden 200 Mini-Unternehmen an Schweizer Schulen gegründet.
Young Enterprise Switzerland (YES)
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Die unabhängige Non-Profit Organisation YES hat es sich zum Ziel gesetzt, Schülerinnen und Schüler zu verantwortungsvollem wirtschaftlichem Handeln zu bewegen.
Jährlich begleitet der Verein im Rahmen des «Company Programme» 200 Mini-Unternehmen, die im Rahmen eines Schulprojekts entstehen. Unter den Mini-Unternehmen wählt eine Jury einmal im Jahr die besten aus.
Die Gewinner von 2020/2021 wurden am 28. April bekannt gegeben (siehe Top 22). Das im Artikel beschriebene Unternehmen «Schoggiläbe» hat es nicht in diese engste Auswahl geschafft.
«Eine grosse Verantwortung»
Ein aktuelles Beispiel ist das Unternehmen «Schoggiläbe». Sieben Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Wohlen gründeten im vergangenen Oktober ein Label, das vegane Schokolade produziert und verkauft.
Eine grosse Herausforderung, sagt Sarah Noman, die Chief Marketing Officer (CMO) des Mini-Unternehmens ist: «Wir sind alle noch Gymnasiasten, alle um die 18 Jahre alt – und müssen ein richtiges Startup gründen.» Laufend müsste sich das Team um die Bestellungen kümmern, sicherstellen, dass alles auch produziert werden kann und gleichzeitig auf den sozialen Medien präsent sein. «Das ist eine grosse Verantwortung», sagt Sarah Noman.
Praxis statt Theorie
Genau darum gehe es, sagt sagt Johanna Lauber, Sprecherin von «Young Enterprise Switzerland». Schülerinnen und Schüler sollen durch Erfahrungen lernen, was es heisst, ein Unternehmen zu führen.
Johanna Lauber hat selbst vor zehn Jahren an dem «Company Programme» teilgenommen und mit Schulkollegen eine Firma gegründet, die Bonbons mir Red-Bull-Geschmack herstellt. Selbstständigkeit, Eigeninitiative und Teamarbeit habe sie dadurch gelernt. Erfahrungen fürs Leben: «Egal, wo man später arbeitet, ob in einem Grosskonzern, in einem Startup oder in einem selbst gegründeten Unternehmen: Unternehmergeist kann man immer gebrauchen.»
Startpunkt für Business-Karrieren
In einigen Fällen führen die Schul-Projekte zu erfolgreichen Business-Karrieren. Rund drei der 200 Mini-Unternehmen, die jährlich in Schweizer Schulen gegründet werden, leben weiter. Auch gründen viele Abgänger später neue Firmen.
Wie etwa Nicholas Hänny. In einem Unternehmer-Podcast erzählt er von seinen Erfahrungen: «Das war eine Chance, wirklich ein Unternehmen aus dem Boden zu stampfen. Zu sehen, was gehört alles dazu: Verkauf, Marketing, Buchhaltung, HR.» Er selbst sei Personalchef gewesen. In einem Mini-Unternehmen keine besonders grosse Aufgabe. Aber: «Das hat mir den Kick gegeben, Lust gemacht auf mehr.»So gründete Nicholas Hänny mit Kollegen die erfolgreiche Firma NIKIN. Ein nachhaltiges Kleider-Label mit Sitz in Lenzburg, das für jedes verkaufte Produkt einen Baum pflanzt.
Erster Schritt in die Wirtschaft
Und wo sieht sich Sarah Noman, CMO des veganen Schokaleden-Labels «Schoggiläbe» nach der Matura, in fünf Jahren? «Ich werde definitiv studieren. Was genau, weiss ich noch nicht. Es könnte Rechtswissenschaften sein, aber es könnte auch etwas in Richtung Wirtschaft sein. Wenn ich diese beiden Sachen zusammenbringen könnte, wäre das natürlich auch cool.»