Wer schreiben kann, muss sich noch lange nicht vermarkten können. Kommt man drum herum?Zu denken, dass sich Bücher ohne Marketing verkaufen, ist Wunschdenken. Leser *innen werden auf Bücher aufmerksam, wenn sich Autor*innen aktiv um Sichtbarkeit für ihre Bücher und ihre Person kümmern. Je besser Autor*innen verstehen, wie ihre Wunschleser*innen ticken, wo sie nach Büchern suchen und welche Erwartungen sie haben, desto besser können die Bücher an den richtigen Orten vorgestellt und mit den richtigen Inhalten beworben werden. Und je eher Autor*innen bereit sind, mit der Leser*innen-Community in Kontakt zu treten, desto schneller kann eine stabile Fangemeinde aufgebaut werden.
Manche meinen, Selbstvermarktung habe etwas mit ungehörigem Eigenlob zu tun. Was antworten Sie denen?Beim Marketing geht es nicht um Eigenlob, sondern um Authentizität. Die Leser*innen möchten den Menschen hinter dem Buch kennenlernen. Viele Autor*innen zeigen auf ihren Websites oder auf Social-Media-Kanälen keine Bilder oder Videos von sich. Sie scheinen Angst zu haben, dass ihre Leser*innen sie kennenlernen. Sich in einer Livelesung oder in einem Video zu zeigen, wirkt tausendmal intensiver als ein bloßes Foto. Es gibt eine Flut an Neuerscheinungen und die Konkurrenz schläft nicht: Viele Selfpublisher* innen legen die Latte sehr hoch.
Wie gehen Selbstverleger*innen am besten vor, wenn sie zum ersten Mal über die Vermarktung ihres Buchs nachdenken?Im Romanbereich sollte man sich zuerst auf ein Genre festlegen. Oft lerne ich Autor*innen kennen, die zwischen den Genres schreiben oder Bücher in unterschiedlichen Genres planen. Doch Leser*innen wollen wissen, ob sie es mit einem Psychothriller oder einem Romantikthriller zu tun haben. Klischees sind im Romanbereich gut und funktionieren. Im Sachbuchbereich rate ich eher, sich am Anfang die Bücher anderer Autor*innen zum eigenen Thema anzusehen – und sich zu überlegen, mit welchem Alleinstellungsmerkmal man herausstechen kann. Außerdem sollte man sich Gedanken zu seinen Wunschleser*innen machen: Wer sind sie, und wie ticken sie? Wo sind sie zu finden? Wie kommuniziert man mit ihnen? Was müssen sie über mein Buch wissen, damit sie es kaufen? Wo würden sie meine Bücher kaufen und in welchem Format? Je besser die Zielgruppe eingegrenzt ist, desto besser funktioniert später auch das Marketing.
Wie viel Geld sollte man ins Marketing stecken? Gibt es eine Faustformel?Zuerst braucht man ein gutes Produkt. Bücher verkaufen sich zunächst vor allem über Cover – und langfristig über Qualität. Autor*innen sollten also ein ansprechendes und stimmiges Cover gestalten lassen, in professionellen Buchsatz investieren und das Manuskript zumindest Korrektur lesen lassen. Darüber hinaus reichen zum Start eine Website, ein Newsletter und vielleicht noch ein weiterer Kanal, wie zum Beispiel Instagram. Bevor man Geld für Werbematerial oder bezahlte Werbung ausgibt, sollte man schauen, ob mit den bisherigen Bemühungen die richtigen Leser*innen erreicht werden.
Wie viel Zeit sollte man investieren?Am besten erstellt man eine grobe Jahresplanung mit Veröffentlichungstermin, Events, besonderen Tagen wie Valentinstag (Liebesromane) oder Tag der Rückengesundheit (Sachbuch zum Thema) und so weiter. Erfahrene Selfpublisher* innen berichten, dass sie morgens zwei Stunden schreiben und sich den Rest des Tages um das Marketing kümmern. Schreiben muss man das Buch nur einmal. Vermarkten muss man es kontinuierlich.
Sollte jeder Selbstverleger, jede Selbstverlegerin eine Website einrichten? In jedem Fall! Und zwar von Anfang an, sobald die Buchidee da ist und man den ersten Leser*innen vom Buch erzählt. Es wirkt weitaus professioneller, wenn Autor*innen nicht nur auf Facebook sind, sondern eine eigene Domain haben. Gerade Selfpublisher*innen stehen ja zum Teil im Verdacht, qualitativ minderwertige Bücher zu veröffentlichen. Die Wahrnehmung verändert sich, je professioneller die Selfpublisher*innen nach außen auftreten. Abgesehen davon sammelt man über eine eigene Website von Anfang an wichtige Leser*innenkontakte.